Ein ironische Blick auf mein Ich – Zeichnung von Susanne Haun

Wie schaue ich auf mich selbst?

Ein ironischer Blick auf mein Ich  Version 1 (c) Zeichnung von Susanne Haun
Ein ironischer Blick auf mein Ich Version 1 (c) Zeichnung von Susanne Haun

Sind die Selbstbildnisse der Künstler Ausdruck ihres Ichs oder ihrer Ich–Findung bzw. -Suche?
Oder ist es nur das preiswerte Modell, was uns Künstler dazu bewegt, Selbstbildnisse zu gestalten?
Diese Fragen stellte ich in meinem Bericht über den letzten Salon, der bei mir stattfand. (siehe hier).

Wie schaue ich auf mich selbst, ist eigentlich eine viel interessantere Frage. Ich schaue immer anders auf mich, je nachdem, in welcher Lebenssituation ich mich befinde. Ich verschlüssel meine Situation und doch ist sie eindeutig sichtbar.

Ich-Findung
Ich habe schon ein Ich, ich muss es nicht finden. Es ist ein Ich, das sich zugegebener Maßen verändert aber vom Kern bleibt es gleich. Der Kern setzt sich aus ererbten, erzogenem, erlerntem und erlebten zusammen. Die Summe aus allem bin ich.

Das ererbte verändert sich nicht, es ist mir von der Natur mitgegeben und wenn ich meine Mama anschaue, dann sehe ich zum Teil mich – schon rein vom äußerlichen. Ich erschrecke, wenn ich im Spiegel schaue, habe ich doch ein jüngeres Abbild meiner Selbst in Gedanken und sehe im Spiegel ein junges Abbild meiner Mutter. Es amüsiert mich, ich finde es interessant und ich sehe ein Stück die wahre Unsterblichkeit in dieser Situation.
Mit ca. 20 Jahren kaufte ich in N.Y. in der Moma ein Plakat eines Werks von Kandinski. Mein Sohn ist nun fast 20 Jahre alt und kaufte voriges Jahr in der Tate in London ein Plakat des gleichen Werks von Kandinski. Er hatte mein Plakat nie gesehen, es ging schon vor seiner Geburt entzwei und ich entsorgte es.

Erzogen werde ich immer noch, solange meine Eltern leben, werden sie versuchen, mich zu erziehen. Ich nehme nicht mehr alles an, was sie sagen, aber ich bin noch unter diesem Einfluß.

Ich lerne, wenn ich aufhöre zu lernen, dann bin ich nicht mehr.

Ich erlebe und das ist auch leben.

Damit kann ich sagen, dass meine Selbstportraits sind verschiedene Ausdrücke meines Ichs!

11 comments

  1. Liebe Susanne,

    wie immer ein sehr beeindruckendes Bildnis, Selbstbildnis – aber dieses Mal ist für mich der Text das wirklich tolle an Deinem Post. Du bringst diese Sache mit dem Ich, den verschiedenen Selbstbildern und den Einflüssen darauf großartig auf den Punkt (der ja gar keiner ist, sondern ein Entwicklungsfeld).
    Danke für diesen schönen Text und liebe Grüße, Kai

    1. Danke, Kai, es ist das vorläufige Ergebnis meiner Überlegungen, die ich seit meinem letzten Salon, bei dem wir über dieses Thema sprachen, anstelle.
      Das Thema ist immer noch in meinem Kopf, ich freue mich, dass dir der Text gefällt. Ich habe oft den Eindruck, dass die meisten meiner Leser meine Zeichnungen schauen aber nicht lesen.
      Einen schönen Samstag und liebe Grüße von Susanne

    1. Danke, mb, nein, ich bin nicht Krebs, mein Sohn ist Skorpion…. 🙂
      Aber schön, dass du nach der Bedeutung meines Unterbaus fragst, ich habe den Skorpion wohl überlegt dort angebracht.
      Meinen derartigen Zeichnungen gehen immer große Überlegungen voraus. 🙂
      Liebe Grüße und ein schönes WE für euch von Susanne

  2. Ich stimme Kai zu – was für ein schöner, reflektierter Text! Ich bin ich…ich bin, also bin ich Ich…das wird mir heute den Tag über durch den Kopf geistern, danke!

    1. Das freut mich, Birgit, es ist auch wirklich ein sehr spannendes Thema zu dem mir noch sehr viel durch den Kopf geht.
      Einen schönen Samstag wünscht dir Susanne

      1. Da bin ich gespannt – sicher folgt noch einiges dazu! Und danke für die Aufnahme in die Blogroll, was ich soeben bei Deiner Twittermeldung gelesen habe! Viele Grüße Birgit

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